„Sie sind hier illegal!“ - Bitte was? / "You are illegal in Kenya!" - Excuse me?

- for English version scroll down below the photos after the German article -

Uhuru Kenyatta Denkmal / Uhuru Kenyatta Memorial
Uhuru Kenyatta Denkmal / Uhuru Kenyatta Memorial

Nach knapp 3 Monaten in Kenia war es für mich an der Zeit, mein Visum zu verlängern. Also mache ich mich eines Morgens vor Arbeitsbeginn auf den Weg zum Nyayo House, wo sich die Einwanderungsbehörde befindet. Bepackt mit meinem Reisepass, Kopien davon, einem ordnungsgemäß ausgefüllten Antrag zur Verlängerung meines Touristenvisums sowie den nötigen ca. 100 USD Bargeld sitze ich im Taxi im morgendlichen Berufsverkehr Nairobis. Sogar mit einem Extrapuffer an Zeit. Mal ganz typisch deutsch. 

Was ich jedoch nicht eingeplant habe, ist eine willkürliche Polizeikontrolle. Kurz vor Erreichen meines Ziels werden mein Fahrer und ich vom Auge des Gesetzes gestoppt. Er hätte sich nicht in die richtige Spur zum verlassen des Kreisverkehrs eingeordnet, heißt es. Es geht hier um einen kleinen Nebenverdienst. Das ist klar. Wegegeld. Nach zehn Minuten Diskussion, in die auch ich irgendwann involviert werde, lässt sich unser Freund und Helfer endlich „überzeugen“, dass wir die korrekte Spur benutzt haben. Letztlich war ich quasi Zeugin und somit steht unser Ordnungshüter allein mit seinem Vorwurf. Warum wir dennoch nichts zahlen müssen, ist mir zwar nicht klar, denn bei mir als Mzungu wächst das Geld ja schließlich auf den Bäumen. Aber ich bin in dem Moment einfach nur dankbar, dass wir die Fahrt fortsetzen können. 

Kenia gehört zu den bestechlichsten Ländern weltweit. Laut internationalem Korruptionsindex von 2016 liegt Kenia von 176 untersuchten Ländern auf Platz 145. Hier gilt, je höher die Platzierung, umso schlimmer steht es um den Grad der Bestechlichkeit im Land. Dänemark und Neuseeland teilen sich den 1. Rang. Deutschland belegt übrigens die 10. Stelle.  

In der Einwanderungsbehörde angekommen, muss ich erst einmal die richtige Abteilung finden. Da läuft mir wieder ein äußerst freundlicher Ordnungshüter über den Weg, der natürlich ganz selbstlos direkt seine Hilfe anbietet. Er erklärt mir, wie ich zum richtigen Büro komme. Netterweise gibt er mir auch gleich den Hinweis, dass bereits viele Leute dort seien und ich mit langer Wartezeit rechnen müsse. Er könne mich jedoch dorthin begleiten und mir „helfen“, wenn ich es denn wünsche. Angenervt von dieser subtilen Art, sein Gehalt aufzubessern, lehne ich freundlich, aber bestimmt ab.  

Im richtigen Büro angekommen, ziehe ich vorschriftsmäßig meine Nummer (!) für den für mich zuständigen Schalter. Hat ein bisschen was vom Behördenland Deutschland. Ein wenig beeindruckt bin ich davon schon, denn aus meiner Zeit in Benin kenne ich eine derartige Ordnung nicht. Dort wurde ich einfach von einem Schalter zum anderen geschickt, bis sich irgendwann jemand für mich zuständig fühlte. Hier in Kenia jedoch gibt es sogar eine Anzeigetafel wie beim Ortsamt. Ich muss also nur noch mit meiner Nummer zum richtigen Schalter gehen. Noch kurzer (!) Wartezeit gelange ich an den Visumsverlängerungsbeamten. Ich ertappe mich beim Gedanken an den Freund und Helfer, der mir eine lange Wartezeit prophezeit hatte. Wie viele Menschen sich wohl von seinem zwiespältigen Angebot einlullen lassen…? 

Ich erkläre dem Paragraphenhengst mein Anliegen. Nach einem kurzen Blick in meinen Reisepass drückt er mir ein Formular in die Hand. Meine vorbildlich vorbereiteten Unterlagen seien die falschen. Okay, ich fülle also das gewünschte Formular aus und kehre zurück zu dem Beamten, der eine strenge Miene zieht. Nachdem er meinen Pass und mein bisheriges Visum nun sorgfältiger prüft, schmettert er mir ein „Sie sind hier illegal!“ ins Gesicht. „Bitte was?“ bringe ich nur hervor.

„Sie sind hier illegal im Land! Und zwar bereits seit 2 Monaten!“ Das kann nicht sein. Schließlich hatte ich mein 3-monatiges Visum bereits in Abu Dhabi erhalten. Der Staatsdiener weist mich auf einen kleinen Stempel auf meinem Visum hin. Dieser besagt, dass ich lediglich 1 Monat Aufenthalt bei meiner Einreise am Flughafen genehmigt bekommen habe. „Ich kann Sie dafür jetzt vor Gericht bringen!“ droht er mir. Scheibenkleister. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich spüre, wie sich Angstschweiß auf meiner Stirn ausbreiten will. 

Wenn ich jedoch eines von meinen vielen Besuchen und Polizeikontrollen in Afrika gelernt habe, dann ist es, ruhig und selbstbewusst zu bleiben, und bloß niemals Angst zu zeigen. „Hören Sie“ erwidere ich sanft, aber entschieden zugleich, „ich bin selbst Visumsangestellte in Abu Dhabi. Sie sehen ja mein Residenzvisum der Botschaft in meinem Pass. Ich habe mein Visum für Kenia ordnungsgemäß im Voraus erhalten und kann mir nicht erklären, warum der Kollege am Flughafen das Visum auf einen Monat gekürzt hat. Ich habe diesen Stempel übersehen. Ansonsten wäre ich doch schon längst zu Ihnen gekommen.“ Nach einigem Hin und Her lässt sich der Angestellte überzeugen und stempelt mir meine Verlängerung gegen 20 USD in den Pass. 

Da ich in bar zahle, frage ich nach einem Beleg für das Geld. Der Kollege deutet an, dass der Stempel in meinem Pass der Beleg sei. Achso. Na dann ist ja alles klar. Ich nehme es so hin. Unterm Strich habe ich ja schließlich noch gespart. :D 

After almost 3 months in Kenya, it was time for me to extend my visa. So one morning, before I going work, I head to Nyayo House, where the immigration office is located. Equipped with my passport, copies of the same, a duly completed application form for the extension of my visa and the necessary 100 USD cash, I find myself sitting in the taxi in Nairobi in the morning rush hour. Even with an extra buffer of time. This time I am being very typical German.

What I did not have planned, however, is an arbitrary police check. Shortly before reaching my destination, my driver and me are stopped by the eye of the law. He is being accused of not having used the right lane to leave the roundabout. This is all about a small extra income. Clearly, toll collection. After ten minutes of discussing, in which I am eventually involved, our friend and helper can finally be "convinced" that we did use the correct lane. In the end, I was actually a witness and thus our law enforcement officer is left alone with his accusation. It's not clear to me why we still do not have to pay anything, because for me as a Mzungu the money actually grows on trees. But in that moment I'm just grateful that we can continue our trip.

Kenya is one of the most corrupt countries in the world. According to the Corruption Perception Index of 2016, Kenya ranks 145th out of the surveyed 176 countries. The higher the ranking, the worse the level of corruption in the respective country. Denmark and New Zealand share the 1st place. By the way, Germany ranks number 10.

After having arrived at the immigration office, I first have to find the responsible department. Once again, I am approached by an extremely friendly police officer who, of course, offers his altruistic help to me. He explains how to get to the right office. Furthermore, he also gives me the kind information that there are already many people there and I will have to face a long wait. However, he could accompany me and "help" me, if I wish so. Me being annoyed by this subtle way to supplement his salary, I decline politely.

After having found the right department, I pull - as instructed - my number (!) for the counter which responsible for my concern. It reminds me a bit of the German authorities. I am a little impressed because I do not know such an order from my time in Benin. There, I was simply sent from one desk to another, until someone eventually felt responsible for me. However, here in Kenya, there is even a display panel just like I know it from the registration office in Germany. All I have to do is going to the right counter and present my number. After a short (!) wait, I’m allowed to approach the visa extension officer. I catch myself thinking of the friend and helper who had predicted me a long wait. How many people can be lulled by his ambiguous offer ...?

I declare my concern to the jobsworth. After a quick look into my passport, he hands over a form. My exemplary prepared documents are the wrong ones. Well, so I fill out the appropriate form and return to the officer who looks stern. After he checks my passport and my previous visa more carefully, he smashes at me "You are illegal in Kenya!“- „Excuse me?" is the only thing I find myself saying.

"You are illegal here in the country! Already for 2 months!“ 

That’s not possible. After all, I had already received my 3-month visa in Abu Dhabi. The civil servant points at a small stamp on my visa. It says that I only got a permission to stay for 1 month from my arrival at the airport. "I can take you to court for that!" He threatens me. Sheesh. My heart beats up to my neck. I feel the sweat of fear slowly spreading to my forehead.

However, if it is only one thing that I have learned from my many stays and police checks in Africa, then it is to remain calm and self-confident, and never ever show them any fear. "Listen," I reply softly, but firmly at the same time, "I am a visa employee in Abu Dhabi myself. You see my residence visa of the embassy in my passport. I have received my visa for Kenya properly in advance and I can not explain why your colleague at the airport reduced the visa to one month. I missed that stamp. Otherwise, I would have come to you already long time ago.“ After some back and forth, I convince the officer and he stamps my visa extension for $ 20 into my passport.

Since I pay in cash, I ask for a receipt for the money. The colleague indicates that the stamp in my passport serves as the receipt. Aha. Well, clearly. I take it that way. In the end, I even saved some money after all.   :D

Kommentar schreiben

Kommentare: 0